Direkt zum Seiteninhalt

Alles Portrait oder was?

PORTRAIT-FOTOGRAFIE Dresden
Veröffentlicht von Marco in Natürliche Portraits · Montag 14 Mär 2022
Tags: PortraitfotografieSexismusFeminismusRetusche
Mich bewegt seit langer Zeit eine Frage. Und weil ich in den letzten 50  Jahren noch nie gesehen, gehört oder gelesen habe, dass diese  Problematik irgendwo behandelt wurde, stelle ich sie mir mal selbst, in der  Hoffnung, vielleicht die Spur einer Antwort zu bekommen.

Warum  werden in der Fotografie eigentlich immer noch die alten Rollenklischees  bedient? Aufreizende, und allenfalls dekorative Frauen hier und starke,  kämpferische Männer mit lauten Maschinen da.

Warum sind selbst auf den Socialmedia-Plattformen die Portraitgruppen voller Akt-und Halbaktbilder?

Die  Portfolios mancher Fotografen (natürlich meistens Männer) sehen aus wie  eine Trophäensammlung, die Postings zur Modelsuche lesen sich fast wie ein Datingprofil.
Manchmal frage ich mich, was ist der Antrieb, so viele (natürlich unglaublich schöne) Frauen zu fotografieren?

Ich  bin nicht prüde, auch will ich nicht die Nacktheit verteufeln oder  verbannen. Da gibt es sicher gute und geeignete Gruppen und Plattformen. Aber ich  frage mich, ob es nichts Anderes gibt, was an einem Menschen und  insbesondere Frauen interessant ist?
Ich meine, man nennt es  Portrait, lichtet aber Nacktheit ab oder fokussiert eindeutig auf Busen  oder Po; unterm Blazer trägt man nichts, das Dekolleté bis zum  Bauchnabel oder frau sitzt breitbeinig vorm Fenster... Als hätte es nie  eine feministische Bewegung gegeben.

Unsere Sehgewohnheit ändert sich. Gesichter müssen mittlerweile glatt und gleichfarbig aussehen wie gepellte Eier. Besonders toll retuschiert scheint es zu sein, wenn "die Struktur der Haut erhalten bleibt" und sie dann wie eine - entschuldigt den Ausdruck - Lederhandtasche wirkt.
Menschen sind nicht so! Und jede/r für sich ist anders, zum Glück - und das ist schön und gut so.

Meiner Meinung nach lebt nirgendwo der Sexismus so ungebremst weiter wie in der Fotografie.
Stimmt  nicht? Vergleicht doch mal die Likes und Kommentare unter Fotos von  normalen Gesichtern im Gegensatz zu denen retuschierter Brust-Beine-Po-Bildern!

Ich  frage mich, wo sind die Feministinnen und Feministen in der Fotografie?  Findet man die nur nicht, oder haben sich mittlerweile alle dem  Algorithmus unterworfen und bedienen den Voyeurismus der Massen?

Die  Frauen würde ich gerne fragen, warum sie sich dafür zur Verfügung  stellen. Oder, was macht das mit ihnen, wenn sie schon im Vorfeld  ausgesucht werden, und nur die Schönsten... nein, natürlich...  "Passensten"! genommen werden, sie sich dann noch "schick", also noch  schöner machen müssen, vor Ort das Set so gestaltet, das Licht so gesetzt und  das Posing so gewählt wurde, dass nochmal alles schöner wird, und die  Bilder nachher trotzdem noch retuschiert werden, damit es dem Betrachter  und dem Algorithmus endlich zusagt. Was sagt das über den Menschen aus?

Fragt man einen Fotografen,  was das Geheimnis guter Bilder ist, sagen die Meisten, dass ein gutes  Bild nicht die Kamera oder das Motiv macht, sondern der Fotograf. Guckt  man sich die Profile, Gruppen und Fotowebsites an, spricht es eine ganz  andere Sprache. Natürlich hat man(n) die neueste Profikamera und  natürlich nur mit diesem Top-Objektiv.
Ein guter Fotograf ist man  scheinbar, wenn man dieses und jenes Model im Portfolio  hat. Und richtig modeln kann dieses, wenn dem Betrachter der Bilder "der  Zahn tropft".

Man könnte sich schämen. Aber dann fällt mir aber mein  eigener Anspruch wieder ein, und ich mache meine ganz eigenen Fotos,  auch wenn sich scheinbar nur weinige dafür interessieren. 😉

Danke für eure Aufmerksamkeit.
 
Auch wenn ich nicht denke, damit etwas zu bewirken, mir geht es ein bisschen besser, weil ich das mal loswerden konnte. 😃



(Headerbild: Pixabay.com)


(c) Marco Vollmann | Dresden | Mobil: 0177- 526 35 36



(c) Marco Vollmann
Dresden - Leipzig | Mobil: 0177- 526 35 36
Zurück zum Seiteninhalt